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Das Apallische Syndrom wird auch als Wachkoma bezeichnet, ("(persistant) vegetativ state" im Englischen), ist eine Form der Bewusstseinsstörung. Es ist keine eigenständige Krankheit sondern mehrere Symptome, die aus anderen Krankheiten oder Unfallfolgen nach einer Schädigung des Gehirns entstehen.


Im Deutschen, in der Umgangssprache, werden betroffene Personen oft "Apalliker" gennant. Das französ. Wort ist "Coma vigile" (französisch für Wachkoma). Das ist vielleicht eine bessere, nicht als wertend empfundene Bezeichnung.

In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 100.000 Menschen schwere Schädel-Hirn-Verletzungen. Etwa 20.000 liegen danach länger als drei Wochen im Koma, manche von ihnen sterben, andere werden gesund.


Bei 3000 bis 5000 Menschen in jedem Jahr bleiben Schäden, die sie in einem Zwischenstadium gefangen halten: sie leben, ohne mit ihrer Umgebung Kontakt aufnehmen zu können oder auch (zeitweise) keinen Kontakt zu haben. Dies ist allerdings für alle anderen Personen nur schwer erkennbar oder beurteilbar.

Ursache für das apallische Syndrom ist immer eine massive Schädigung des Gehirns, beispielsweise nach einem Schädel-Hirn-Trauma, einem Schlaganfall oder einer Gehirnhautentzündung (Meningitis).


Im Gegensatz zum Koma scheinen die Patienten wach, sind aber häufig nicht durch äußere Reize erreichbar. Meist ist es ihnen nicht möglich Blickkontakt aufzubauen.

Das Syndrom geht mit unterschiedlichen neurologischen Ausfällen einher. Kann der Betroffene aufgrund einer Schluckstörung oder einer Apraxie nicht essen und trinken, wird er künstlich ernährt.

Künstliche Beatmung (Intubation) ist, zumindest in der Frühphase der Erkrankung, meist dann erforderlich, wenn auch das Atemzentrum des Hirns geschädigt ist.


Im Zuge der Rehabilitation soll dem Patienten ermöglicht werden, die verloren gegangenen Fähigkeiten wieder zu erlernen. Wegen der Schwere und der Komplexität des Syndroms stellt sich diese recht langdauernd dar. Da über weite Zeiträume häufig „nur“ kleine Erfolge sichtbar werden, besteht für Pflegende die Gefahr zu resignieren. Besonders bei Kindern sind gute Erfolge in der Rehabilitation möglich, da ihr Gehirn am ehesten das Vermögen hat, sich neu zu organisieren (Plastizität des Gehirns).

Obgleich das Wachkoma eigentlich durch das Fehlen von Bewusstsein und Äußerungsmöglichkeiten gekennzeichnet ist, mehren sich in den letzten Jahren die Befunde von Forschern, die über kommunikative Zugänge zu diesen Patienten berichten (vgl. z. B. Zieger 2001). Untersuchungen einer britischen Forschergruppe konnten jüngst sogar Belege dafür beibringen, dass bei manchen Wachkoma-Patienten ein Bewusstsein für sich selbst und ihre Umgebung besteht (Owen et al. 2006).

Niels Birbaumer (2005) konnte mit seiner Arbeitsgruppe in den vergangenen Jahren Hinweise darauf finden, dass die Lebensqualität von Menschen im Wachkoma vermutlich weitaus höher ist, als wir „von außen“ vermuten. Damit kommen bisher für richtig gehaltene Annahmen ins Wanken (Student und Napiwotzky 2007) und es zeigt sich, dass wir auf dem Gebiet des Wachkomas noch immer weiter hinzulernen werden.

Beispiel Rom Houben Rom Houben, ein Belgier, geb. 1963, wurde 23 Jahre als Wachkomapatient eingestuft. Er hatte 1983 einen schweren Autounfall indessen Folge im Krankenhaus ein Wachkoma diagnostiziert und er entsprechend behandelt wurde. Er war, wie sich 2009 herausstellte, in Wirklichkeit bei Bewusstsein, konnte sich jedoch aufgrund einer vollständigen Lähmung nicht verständlich machen. Durch eine neuerliche Untersuchung an der Universität von Lüttich mit einem Tomografen wurde klar, dass sein Gehirn fast vollständig funktionsfähig geblieben war.


Literatur

  • Birbaumer, N.: Nur das Denken bleibt – Neuroethik des Eingeschlossenseins. In: Egelke, E.-M., Hildt, E. (Hrsg.): Neurowissenschaften und Menschenbild. Mentis Verlag, Paderborn 2005 Owen,
  • A. M. et al.: Detecting Awareness in the Vegetative State. Science 8 September 2006: Vol. 313. no. 5792, p. 1402
  • Student, J.-C., Napiwotzky, A. (Hrsg.): Was braucht der Mensch am Lebensende? – Ethisches Handeln und medizinische Machbarkeit. Kreuz Verlag, Stuttgart 2007
  • Zieger, A.: Dialogaufbau und ästhetische Haltung - auf dem Wege zu einer neuen solidarischen Haltung durch Trialog-Entwicklung aus beziehungsmedizinischer Sicht. In: Doering, W., & Doering, W. (Hrsg.): Von der Sensorischen Integration zur Entwicklungsbegleitung. Von Theorien und Methoden über den Dialog zu einer Haltung. Dortmund: Borgmann Publ. 2001, S. 258-328 Wachkoma (Zeitschrift), auch Organ des Verbandes "Schädel-Hirn-Patienten-in-Not"
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