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Ist Sterbehilfe …… das Gleiche wie Euthanasie ?

Zwei grundsätzlich verschiedene Bedeutungen sind auseinander zu halten:


1. Die Massenmorde in Deutschland in der Zeit des Nazi-Staats 1939-1945 Zwischen 1939 und 1941 wurden durch Ärzte und Pflegepersonen in Hadamar (Hessen), Grafeneck (Württemberg) und vier weiteren Anstalten insgesamt mindestens 70 273 Menschen ermordet. - siehe Euthanasie im Nationalsozialismus 1939-45. Diese waren Straftaten und haben mit der wörtlichen Bedeutung von Euthanasie als „Gnadentod" eigentlich nichts zu tun. Aber durch die Verbrechen der Nazis ist fast jede Debatte über Gnadentod oder Euthanasie in Deutschland diskreditiert.


2. Die in vielen Ländern davon unbelastete wörtliche Deutung: Wer einem Sterbenden den Übergang in den Tod erleichtert, leistet demnach Sterbehilfe. Vom altgriechischen Wort εὐθανασία - euthanasía „angenehmer Tod“. Vgl. auch die Begriffe „Sterbehilfe“ und „Ars moriendi“.

Durch das Wort selbst ist zunächst nicht klar, ob eine eher passive Begleitung (wie die Pflege, Haushaltsführung, Soziales) oder eine aktive Übernahme von Aufgaben, die zur Tötung führen, im Auftrag der Person durch Dritte gemeint ist. Das gilt es zu unterscheiden.
(Rechtliche Bestimmungen sind europaweit darin verschieden.) Das Problem ändert auch das anders gemeinte Wort Sterbebegleitung zunächst nicht.


Die Hospize (Sterbehäuser) in Deutschland lehnen aktive Tötungen der KlientInnen durch das dort tätige Pflege- oder ärztliche Personal fast durchweg ab.


Urteil 2020 in den NL[]

In den Niederlanden verfügt eine Frau: Sollte sie einmal dement werden, möchte sie Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Doch als sie es tatsächlich ist, ändert sie vielleicht ihre Meinung.

Das höchste Gericht der NL hat nun ein Urteil gefällt. Es bestätigt, was schon die Vorinstanz entschied: Die 74-jährige Patientin sei 2016 zutiefst dement gewesen. Sie habe kein Bewusstsein ihrer Krankheit mehr gehabt, sie habe nicht mehr verstanden, was Euthanasie bedeutet. Zwar konnte sie noch Wörter formen, aber da sie die Bedeutung der Worte nicht mehr versteht, sei sie nicht mehr in der Lage gewesen, einen Willen auszudrücken.

Wenn eine nicht mehr entscheidungsfähige Person ihre früher geäußerte, gesetzlich wirksame Bitte um Euthanasie widerrufen könne, widerspreche dies dem Geist des Sterbehilfegesetzes. Die Ärztin habe überdies sorgfältig gehandelt. Wie in derartigen Fällen empfohlen, habe sie zwei unabhängige Ärzte gebeten, den Euthanasiewunsch der Frau zu prüfen. Die Ärztin sei von allen Vorwürfen freizusprechen.


Artikel darüber

  • in Nr. 25/2020, 10. Juni 2020

WWW[]

  • Die Geschichte der Euthanasie (WP-Artikel) … ist als Begriff in Deutschland stark durch die Zeit des Nationalsozialismus geprägt, deren Krankenmorde an tausenden PatientInnen unter dem Vorwand der „Rassenhygiene“ damals ebenfalls als Euthanasie verklärt wurden.
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