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20:15 Was Deutschland bewegt:

Pflege – Hilft denn keiner?[]

Das Video ist im Internet verfügbar bis 11.06.2019 - 45 Min.

Reportage & Dokumentation

Ein Film von Julian Graefe, Jürgen Rose und Thomas Schneider: Pflege – Hilft denn keiner? Reportage & Dokumentation, 45 Min. ARD, Hauptprogramm (und danach kam eine Diskussionsrunde, dabei auch der aktuelle Gesundh.Minister)


Inhalte u.a.

Kurt ist 69 und stark pflegebedürftig, seit er infolge eines Herzinfarkts eine Hirnschädigung erlitten hat. Seine Frau Roswitha gibt ihren Beruf weitgehend auf, um ihn zu Hause zu pflegen, seit sieben Jahren. Inzwischen geht die Pflege rund um die Uhr. Mit viel Liebe und Fantasie kämpft sie täglich immer wieder dafür, dass er trotz seiner Krankheit auch Freude am Leben hat. Sie selbst jedoch verzweifelt zunehmend an ihrer Aufgabe – weil sie für ihren Mann keinen passenden Platz in einer Tagespflege findet, der sie entlasten könnte, und sei es nur stundenweise. Weil Roswitha keine Zeit mehr hat, ihren Beruf auszuüben, ist es finanziell eng, und für ihre Rente sieht sie bei 901.- € Pflegegeld ohnehin schwarz.


Armutsrisiko durch Pflege

Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Ihre Zahl steigt, 2030 könnten es nach seriösen Schätzungen schon 3,5 Millionen Menschen sein. Derzeit werden zwei Drittel bis drei Viertel der Pflegebedürftigen zuhause von ihren Angehörigen rund um die Uhr gepflegt – zumeist von ihren Frauen oder Töchtern. Ein kleiner Teil nimmt die Sachleistung der Sozialstation in Anspruch. Und verliert dadurch das Pflegegeld.  Die Angst der Politik: immer weniger Angehörige sind dazu bereit oder auch nur in der Lage, nicht zuletzt wegen des genannten Armutsrisikos. Das gibt es übrigens auch für diejenigen die volle Hilfe durch Sozialstation oder Pflegeheim benötigen. Nach wenigen Jahren ist das angesparte Vermögen, selbst das bisher genutzte Häuschen weg. Wenn dann die Sozialhilfe über die Leistungen entscheidet, wird es erst richtig eng.

Zugleich fehlt es an Fachkräften in den Pflegeberufen: Die Arbeit in der Pflege ist anstrengend, belastend und in der Regel schlecht bezahlt. Eine eigene Familie kann man selbst mit Vollzeitstelle kaum ernähren. Die eigene Erwartung an die künftige Rente lässt einem übel werden. Und dann die Arbeitsbedingungen: ob in der ambulanten Pflege oder in den Heimen: Meist fehlt es den Pflegern an Zeit, sich um den einzelnen Menschen zu kümmern. Deutschland ist eine alternde Gesellschaft. Eine wachsende Zahl kranker, gebrechlicher Menschen würdig zu versorgen, ist eine Herausforderung. Aber dieser Herausforderung wird die Politik mit ihren Rationalisierungen über Minutenwerte nicht gerecht.

Ein Kernproblem: Pflege in Deutschland ist inzwischen ein Geschäft. Große Konzerne sind machtvolle Akteure auf dem Pflegemarkt. Die Kirchen sind riesengroße Arbeitgeber mit entsprechenden Interessen im Hintergrund. Sie und die kommerziellen Anbieter dünnen Personal aus, um die Rendite (auch über Reinvestitionen in die Immobilien) zu steigern – mit schlimmen Folgen für die Pflegebedürftigen und die pflegenden Angestellten. Scheinbar verlässt sich der Staat darauf, dass die Familien durch Eigenarbeit oder Geld die Lücken im System schließen. Es könnte genauso schlecht heißen: der Staat spart auf Kosten der Pflegebedürftigen.


Gibt es Wege aus dem Notstand?

Der Film erzählt vom Kampf der pflegenden Angehörigen und von den Nöten professioneller Pfleger. Nicht zuletzt erklärt er, woran menschenwürdige Pflege oft scheitert.

Aber die Doku zeigt auch Wege aus dem Notstand. Dazu braucht es eine willige schwäbische Kommune, das Beispiel Riedlingen, ein dort noch gut funktionierendes Netzwerk und vor allem: die Möglichkeit, jeden Pflegefall ganz individuell zu lösen. Damit möglichst viele Menschen möglichst lange zuhause leben und gepflegt werden können.


Notstand bei der Pflege – was ist jetzt zu tun?[]

11.06.2018 | 01:14:09 Std. | DGS | UT | Verfügbar bis 11.06.2019 |

wdr.de/daserste hart aber fair mit Frank Plasberg


bei: Das Erste


Waschen, Windeln, Essen geben im Minutentakt und kaum Zeit für Gespräche – warum wohnt der Stress in so vielen Heimen? Und zu Hause: Wer hilft den pflegenden Angehörigen auf der Langstrecke?

Was muss passieren, damit die Pflege besser wird? Die Diskussion nach der Dokumentation!


Beteiligte an der Diskussion:



Der Faktencheck zur Sendung[]

(Auch der Faktencheck ist oft nur ein Hinweis, kein Beweis. Beruht zum Teil auf der Meinung eines dritten Experten)


Der Präsident des Arbeitgeberverbands Pflege, Thomas Greiner, verteidigt Investoren, die mit Pflegeheimen Geld verdienen. Schließlich müssten bis zum Jahr 2030 80 Milliarden Euro in Pflegeheime investiert werden, damit ausreichend Plätze vorhanden sind.

Stimmt das? |

Markus Zimmermann, Professor für pflegerische Versorgungsforschung an der Hochschule für Gesundheit in Bochum, hält diese Zahl für plausibel: "Es ist tatsächlich so, dass aktuelle wissenschaftliche Prognosen von einem Investitionsbedarf von 58 bis 80 Milliarden Euro ausgehen." Die Spannweite ergebe sich aus unterschiedlichen Szenarien, die einen Bedarf von neu zu schaffenden Pflegeheimplätzen zwischen 200.000 und 350.000 bis zum Jahr 2030 kalkulieren, so der Pflegeforscher. "Diese unterschiedlichen Szenarien ergeben sich aus der Entwicklung, auch Menschen mit geringerem Pflegebedarf häufiger in Pflegeheime aufzunehmen, da eine ambulante Versorgung und Pflege zuhause nicht sichergestellt werden kann", sagt Zimmermann. Geringerer Pflegebedarf hieß beispielsweise in der jüngeren Vergangenheit häufig eine beginnende oder mittelgradige dementielle Erkrankung, sagt Zimmermann. "Ob sich dieser Trend im Rahmen der neuen Pflegegrade mit einer Leistungsausweitung für Menschen mit demenziellen Erkrankungen fortsetzt, ist noch nicht geklärt." Darüber hinaus sei auch noch nicht kalkulierbar, wie der Pflegebedarf und der Bedarf an Heimplätzen durch eine Intensivierung von Prävention und Rehabilitation gesenkt werden könne. Ungeachtet dessen bewerbe die Immobilienwirtschaft offen die Investitionsmöglichkeiten in den Pflegeheimimmobilienmarkt, sagt Zimmermann. "Dabei wird auch darauf hingewiesen, dass trotz eines Rückgangs der Spitzenrendite von 7,5 Prozent in 2011 auf 6,2 Prozent in 2015 die Spitzenrendite noch immer über der von anderen Betreiberimmobilien wie z.B. Hotels liege." Das Investment für die nächsten 20-30 Jahre wird von der Branche als "attraktiv" eingeschätzt - unabhängig davon, ob in städtischem oder ländlichen Raum gelegen, so der Versorgungsforscher. Pflegeheime und Fachkraftquote Thomas Greiner sagt, der Gesetzgeber schreibe genau vor, wieviel Personal mit welcher Qualifikation in einem Heim tätig sein müsse.

Dass diese Vorgaben eingehalten werden, bezweifeln Silke Behrendt und Gottlob Schober. So sei es nicht unüblich, dass Heime bei der Personalstruktur tricksen, um Personalkosten einzusparen, meint Schober. Hat er Recht? HAF-GästeSilke Behrendt mit Jens Spahn | 01:23 Min. | Verfügbar bis 12.06.2019 Nach Ansicht von Prof. Markus Zimmermann lässt sich dies nur sehr schwer belegen. Hierzu gebe es keine stichhaltigen Untersuchungen. Umstrukturierungen beim Heimpersonal seien für die Aufsichtsbehörden häufig intransparent. Es bleibe oft unklar, ob es sich um Ausfallzeiten von erkrankten Mitarbeitern, um nicht besetzbare Stellen oder um den Versuch der wirtschaftlichen Vorteilnahme handelt, sagt der Pflegeexperte. "Fakt ist, dass die Aufsichtsbehörden in jüngerer Vergangenheit Pflegheimen häufiger einen Aufnahmestopp von neuen Bewohnern auferlegt haben. In Einzelfällen kann es dabei sogar zu Schließungen kommen", sagt Zimmermann. Der Experte verweist auf regional variierende Zahlen: "So haben sich die Fälle der zeitweisen Unterschreitungen der Fachkraftquote von 50 Prozent in Sachsen von 2012/13 bis 2017 verzwölffacht", sagt Zimmermann. Bei insgesamt 885 Heimen in Sachsen sei die Fachkraftquote 2012/13 lediglich neunmal unterschritten worden, so der Pflegeforscher. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Fälle auf 107 angestiegen. Auch in Sachsen-Anhalt beobachtet der Experte einen Anstieg der Unterschreitung der Fachkraftquote: Zwischen 2012 und 2016 stieg die Zahl bei insgesamt 560 Heimen von 18 auf 70 Fälle, sagt Zimmermann. Ruth Schneeberger über häusliche Pflege Die Journalistin Ruth Schneeberger spricht sich für eine Stärkung der häuslichen Pflege aus. Immerhin würden drei Viertel aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt. HAF-GästeRuth Schneeberger (re.) mit Silke Behrendt | 00:20 Min. | Verfügbar bis 12.06.2019 Das stimmt. Die aktuellsten Zahlen zur Pflege stammen aus der Pflegestatistik des statistischen Bundesamtes, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Demnach waren in Deutschland Ende 2015 insgesamt rund 2,9 Millionen Menschen pflegebedürftig. Davon wurden rund 2,1 Millionen Pflegebedürftige zu Hause versorgt. Das ist ein Anteil von rund 73 Prozent. 48 Prozent hiervon wurden alleine von Angehörigen betreut. In 24 Prozent der zu Hause gepflegten Fälle bekamen die Angehörigen Unterstützung durch ambulante Pflegedienste. Im Vergleich zum Jahr 2013 stieg der Anteil der Menschen, die zu Hause gepflegt werden, um elf Prozent.

  • destatis.de: Pflegestatistik 2015 (Veröffentlicht im Januar 2017) |
  • mehr Gottlob Schober über Pflegekräfte aus Osteuropa

Der Journalist Gottlob Schober sagt, ohne Pflegehelfer aus Osteuropa wäre die häusliche Pflege hierzulande längst zusammengebrochen. Wie wichtig sind Pflegekräfte aus dem Ausland tatsächlich? HAF-GästeGottlob Schober (li.) mit Frank Plasberg | 00:53 Min. | Verfügbar bis 12.06.2019 Burkhard Werner, Professor für Organisation des Pflegedienstes im Gesundheitswesen an der Katholischen Hochschule Freiburg, hält die Aussage für übertrieben. Zusammengebrochen wäre die häusliche Pflege nicht, sagt der Experte, aber geschwächt. Er verweist auf die Zahlen der Pflegestatistik des statistischen Bundesamtes: "2,1 Millionen Pflegebedürftige werden zu Hause, darunter 1,4 Millionen allein durch Angehörige und 0,7 Millionen zusätzlich durch ambulante Pflegedienste versorgt." Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung seien bereits 2009 100.000 – 150.000 mittel- und osteuropäische Haushaltshilfen und Betreuungskräfte in Privathaushalten in Deutschland beschäftigt gewesen, so der Pflegeexperte. Er schätzt, dass die Zahl heute bei 150.000-200.000 liegt. "Nach einem Projekt des Studiengangs Dienstleistungsmanagement an der katholischen Hochschule Freiburg kann gefolgert werden, dass durch das Arrangement aus Angehörigen, ausländischen Hilfen und zum Teil auch professionellen Pflegediensten in den meisten Fällen eine Heimverlegung verhindert oder hinauszögert werden kann", sagt Werner. Dabei empfänden die professionellen Pflegekräfte – sofern sie denn beteiligt sind - die ausländischen Hilfen auch nicht als Konkurrenz, sondern eher als Verbündete, weil hierdurch die ambulante Pflege aufrechterhalten werden kann, sagt der Pflegeforscher. "Ohne dieses Arrangement aus Angehörigen, ausländischen Hilfskräften und professioneller Pflege wäre der Bedarf an stationären Altenpflegeplätzen um etwa 200.000 Plätze höher, oder die Angehörigen müssten ihre Leistungen erheblich erweitern, gerade hinsichtlich ständiger Erreichbarkeit, Anwesenheit und Alltagsbegleitung", sagt Werner. Unter dem Strich schätzt der Experte, dass die häusliche Pflege ohne die ausländischen Kräfte in jedem zehnten Fall gefährdet wäre oder gar nicht geleistet werden könnte und die Betroffenen unter Umständen in eine stationäre Einrichtung wechseln müssten. dip.de: Situation und Bedarfe von Familien mit mittel- und osteuropäischen Haushaltshilfen (moH) |

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